Beim Workshop „Ammoniak – mehr als ein Molekül“ am 28. Oktober 2025 am Gas- und Wärme-Institut Essen (GWI) trafen sich VertreterInnen aus Politik, Industrie und Forschung, um über die Zukunft von grünem Ammoniak zu diskutieren.
Toufic Ismail, Fördermittelberater bei PNO Consultants, war vor Ort und berichtet im Interview über zentrale Erkenntnisse, technologische Innovationen und die strategische Bedeutung von Ammoniak in der Energiewende.
Toufic Ismail: Die Veranstaltung war hervorragend organisiert: mit einem sehr offenen Austausch zwischen Ministerien, Industrie und Forschung. Man hat gemerkt: Hier geht es nicht um Zukunftsvisionen auf dem Papier, sondern um die konkrete Umsetzung. Besonders prägend war der Auftakt von Ann-Kristin Heutz vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW, die das Wasserstoffbeschleunigungsgesetz (WasserstoffBG) vorstellte und zeigte, welche Bedeutung Ammoniak als Wasserstoffderivat künftig einnimmt. Das Gesetz soll Genehmigungsverfahren für Wasserstoff- und Ammoniakinfrastruktur vereinfachen und Projekte mit überragendem öffentlichen Interesse einstufen. Das ist ein wichtiger Schritt für den Markthochlauf.
Toufic Ismail: Ein Schwerpunkt lag auf den Anwendungsfeldern von Ammoniak. Dr. Ann-Kathrin Klaas (EWI) zeigte, dass Ammoniak sowohl als Brennstoff für Hochtemperaturprozesse als auch als Transport- und Speichermedium für Wasserstoff großes Potenzial bietet.
Zwei Innovationen haben mich besonders beeindruckt:
Auch die Forschung des GWI-Teams um Dr. Marcel Biebl und Bernd Feller war beeindruckend: Durch partielle Ammoniakspaltung und optimierte Brennergeometrien können NOₓ-Emissionen um bis zu 80 % reduziert werden. Das Ergebnis ist besonders relevant für industrielle Anwendungen.
Toufic Ismail: Eine sehr große. Marcel Schmidt (VDH | HKL Anlagentechnik) hat deutlich gemacht, dass die sichere Nutzung von Ammoniak technisch schon heute möglich ist, sofern das Zusammenspiel von BImSchG, TA Luft, AwSV und TRGS-Regelwerken berücksichtigt wird. Sicherheit ist also kein Hindernis, sondern eine Frage der professionellen Planung. Diese Kombination aus Praxis, Regulierung und Technik zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung.
Toufic Ismail: Viele Technologien befinden sich derzeit im Demonstrationsstadium. Das heißt: Sie brauchen gezielte Anschubfinanzierung. Programme wie der Innovation Fund, die Connecting Europe Facility (CEF) oder nationale Wasserstoffstrategien (z.B. BordstromTech II oder CO2-Differenzverträge) bieten hervorragende Fördermöglichkeiten. Entscheidend ist, Technologieentwicklung, Genehmigung und Förderung strategisch zu verzahnen, um den Übergang von der Forschung in die Marktreife zu beschleunigen.
Toufic Ismail: Die Transformation ist unausweichlich. Die Frage ist nicht ob, sondern wie. Je nach Branche, Standort oder Projektgröße kann eine andere Technologie sinnvoll sein. Früher war die Welt einfach: Diesel bewegte, Erdgas betrieb. Heute laufen Stromnetze, Wasserstoffnetze, Transportinfrastrukturen parallel. Niemand kann sicher sagen, welche Energieform sich wo langfristig durchsetzt. Deshalb braucht jedes Projekt eine eigene Strategie.
Ammoniak ist kein Allheilmittel, aber ein hochinteressanter Baustein der Energiewende. Seine Stärke liegt vor allem in Transport, Speicherung und Skalierbarkeit. Wenn große Energiemengen über weite Strecken transportiert oder saisonal gespeichert werden müssen, stößt reiner Wasserstoff an Grenzen. In genau diesen Fällen kann Ammoniak seine Vorteile voll ausspielen. Er lässt sich einfach verflüssigen, lagern und transportieren, nutzt bestehende Infrastruktur und kann bei Bedarf wieder in Wasserstoff umgewandelt werden. Im Gegensatz zu Methanol oder Biogas ist Ammoniak kohlenstofffrei. Das macht ihn in vielen Szenarien besonders attraktiv.
Toufic Ismail: Natürlich ist grüner Ammoniak derzeit noch teurer als fossile Alternativen. Aber das wird sich mit wachsender Produktionskapazität und Fördermechanismen ändern. Wir sehen schon heute in Förderprojekten, dass Skaleneffekte, Infrastrukturinvestitionen und internationale Lieferketten die Wirtschaftlichkeit schnell verbessern. Deshalb ist jetzt der richtige Moment, strategisch zu planen, welche Technologie und welche Förderkulisse langfristig zum eigenen Projekt passt. Ammoniak lohnt sich insbesondere dann, wenn Wasserstoff zu aufwendig, Methanol zu CO₂-intensiv und Strom zu volatil ist.
Toufic Ismail: Der Workshop hat gezeigt: Die Energiewende braucht viele Bausteine und Ammoniak wird einer der entscheidenden sein. Mit klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen, gezielten Förderprogrammen und interdisziplinärer Zusammenarbeit kann der Sprung von Pilotprojekten zur industriellen Anwendung gelingen. Am Ende geht es nicht um die eine Lösung, sondern um die richtige Kombination zur richtigen Zeit: technisch, ökonomisch und förderpolitisch.
"Am Ende geht es nicht darum, die eine Lösung zu finden, sondern die richtige Kombination zur richtigen Zeit: technisch, ökonomisch und förderpolitisch. "
Toufic Ismail , Senior Consultant
Wenn Sie prüfen möchten, ob Ammoniak für Ihr Unternehmen eine passende Option ist, melden Sie sich gerne über das Kontaktformular am Ende dieser Seite, telefonisch unter(0211) 650 447 84 oder direkt per E-Mail an toufic.ismail@pnoinnovation.com.
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04/11/2025
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